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Eine Ausstellung im Kulturhaus Mestlin
Dauer der Ausstellung 28.6. – 2.8.2020
geöffnetMi–So, 11–17 Uhr
Beteiligte Künstlerinnen und KünstlerMicha Brendel, Auto-Perforations-Artisten, Tina Bara, Jörg Herold, Uta Hünniger, York der Knoefel, Lücke-TPT, Oskar Manigk, Holger Stark, Michael Wirkner
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, den 27.6.2020 um 15 Uhr
BegrüßungTakwe Kaenders, Denkmal Kultur Mestlin e.V.
Zur Ausstellung Udo Rathke, Kurator
Einführung Christoph Tannert, Kunsthistoriker, Berlin

Am 3. Oktober 2020 wird in Deutschland der Tag der Deutschen Einheit gefeiert – ein auch für den Ort Mestlin in vielerlei Hinsicht denkwürdiger Feiertag. Als ein ehemaliges DDR-Musterdorf erlebte Mestlin in den vergangenen drei Jahrzehnten alle Höhen und Tiefen der Transformation des gesellschaftlichen Lebens vom sozialistischen Kollektivismus bis zum kapitalistischen Individualismus.
Als markantes Denkzeichen dieses Prozesses steht im Zentrum des Dorfes das Denkmal Kulturhaus Mestlin. 1953 bis 1957 im Stile des sogenannten Stalin-Barock errichtet, stand es nach 1990 jahrelang leer. Der 2008 gegründete Verein Denkmal Kultur Mestlin e. V. bemüht sich um den Erhalt dieses denkmalgeschützten Gebäudeensembles sowie eine Belebung dessen kultureller Nutzung.
Bewusstmachung von gelebter Geschichte ist unumgänglich um ein ideologisch so durchtränktes Gebäude wie das Kulturhaus Mestlin empfänglich zu machen für die Wirksamkeit eines nach Offenheit strebenden Gedankengutes.

Das Kunstprojekt 1990  konfrontiert das architektonische Sinnbild einer staatlich reglementierten Politik mit alternativer Kunst. Kein kunstwissenschaftlich abwägender Blick sonder eine zutiefst subjektive künstlerische Interpretation der letzten Jahre der DDR ist das Thema der Ausstellung. Kurator ist der in Plüschow lebende bildende Künstler Udo Rathke, der als Kunststudent in Berlin und als junger Künstler in Mecklenburg den Wandel der Kunstszene damals miterlebt hat.

Zum Ende der achtziger Jahre war vielen Künstlerinnen und Künstlern nicht mehr an einem Konsens mit den sozialistischen Verhältnissen und ihren Vertretern gelegen. Sie wandten sich ab von jeder Art staatlicher Reglementierung und ignorierten die offiziell vorgegebenen Modelle. Künstlerische Produktion wurde identitätsstiftend. Die Künstlerinnen und Künstler nutzten die zunehmende Unsicherheit des Staates und die sich dadurch öffnenden Freiräume. Innerhalb, mittels oder gegen staatliche Strukturen entstanden Netzwerke, die eine völlig neue Art der Kreativität erlaubten.

Udo Rathke wählte für sein künstlerisches Zeitpanorama Künstlerinnen und Künstler aus, die im Gesamtgefüge von staatlicher Bevormundung der DDR und individueller Beharrlichkeit durch eine stringente künstlerische und menschliche Selbstbehauptung in der „bleiernen Zeit“ hervortraten.
Ergänz wird diese individuelle Sicht mit einer Zeitdokumentation auf großformatigen Text-Bild-Layouts auf denen chronologisch von 1972 bis 1991 Ereignisse der alternativen Kunstszene Ereignissen der offiziellen Kulturpolitik gegenübergestellt werden.
Ein Klangraum im großen Saal wird eine subkulturelle punkige Club-Atmosphäre vermitteln.Im Ausstellungszeitraum sind mehrere Veranstaltungen geplant, die durch einen Blick auf 1990 einen Ausblick nach vorn provozieren wollen.

Wir danken herzlich für die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis Ludwigslust-Parchim, die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, die Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern